fremd und jüdisch 2014
Hommage an die Dichterin
Gertrud Kolmar
geboren am 10. Dezember 1894 in Berlin
gestorben vermutlich Anfang März 1943 in Auschwitz
Es lesen
Pia Waibel und Regine Weingart
Dr. phil. Rainer Stöckli begleitet durch das Oeuvre der Dichterin
Gertrud Kolmar schuf ein lyrisches Werk von großer Einprägsamkeit und visionärer Kraft. Zu ihren Lebzeiten wurde davon nur wenig veröffentlicht; sie blieb auch lange nach dem Krieg unbekannt. Ihre Gedichte kreisen um die vielfältigen Aspekte der weiblichen Identität, um Natur und Tiere als Gegenpol zur destruktiven Zivilisation und um das Leiden des jüdischen Volkes. In ihren Gedichtzyklen gestaltete sie Frauen, »die mit ungebärdigem, rebellischem Gestus ihren Lebensanspruch aussagen, sich gegen Unterwerfung und Verachtung zur Wehr setzen und auch im Erleiden ihr Selbstbewusstsein nicht aufgeben« (Schlenstedt).
Kolmar erwog die Emigration, blieb dann jedoch bei ihrem alten Vater. Ab Juli 1941 musste Kolmar in einer Fabrik Zwangsarbeit verrichten. Im September 1942 wurde ihr Vater nach Theresienstadt, fünf Monate später sie selbst vermutlich nach Auschwitz deportiert. »So will ich auch unter mein Schicksal treten, mag es hoch wie ein Turm, mag es schwarz und lastend wie eine Wolke sein.« (Brief vom 15. 12. 1942)