Das Fleisch hat seinen eigenen Geist 2015
Lieder und Texte von Frank Wedekind
Zusammenstellung und Regie:
Arnim Halter
SchauspielerInnen:
Pia Waibel
Regine Weingart
Matthias Flückiger
Ton und Musik:
Stefan Suntinger
Nach dem grossen Erfolg unseres Tucholsky-Programmes "Denn das ist Humor: durch die Dinge durchsehen, wie wenn sie aus Glas wären ", dem Bertolt Brecht-Abend "Das Sichere ist nicht sicher. So, wie es ist, bleibt es nicht." und der Christian Morgenstern-Collage "Lass die Moleküle rasen…" im Theater parfin de siècle haben wir uns entschlossen, dieses Jahr Frank Wedekind mit dem Titel "Das Fleisch hat seinen eigenen Geist" zu Wort kommen zu lassen. Frank Wedekind wurde 1864 als Benjamin Franklin Wedekind in Hannover geboren. Ab seinem achten Lebensjahr verbrachte er seine Kindheit in der Schweiz. Wedekind arbeitete als Schriftsteller, Journalist, Kabarettist, Dramatiker und Schauspieler. Er war Mitbegründer der Satirezeitschrift »Simplicissimus« und trat in München als Kabarettist auf. Mit seinen Theaterstücken, in denen er auch als Schauspieler mitwirkte, provozierte er das bürgerliche Publikum. Er übte scharfe Kritik an dessen Scheinmoral, zudem an schulischer Dressur und dem Leugnen von Gefühlen, wie zum Beispiel in seinem Drama »Frühlings Erwachen«. Obwohl er unter anderem der Pornographie in seinen Werken bezichtigt wurde – deshalb wurde das 1890/91 entstandene “ Frühlings Erwachen” erst 1906 zur Aufführung freigegeben – und stets im Kreuzfeuer der Kritik stand, gehörte er zu den meistgespielten Dramatikern seiner Zeit. Als Wedekind 1918 starb, widmete ihm der junge Bertolt Brecht in den Augsburger Nachrichten einen verehrungsvollen Nachruf. Die Figur Wedekinds, die von theatralischen Zügen durchaus geprägt war, wird darin sehr anschaulich geschildert. Brecht schrieb: „Seine Vitalität war das Schönste an ihm. Ob er einen Saal, in dem Hunderte von Studenten lärmten, ob er ein Zimmer, eine Bühne betrat, in seiner eigentümlichen Haltung, den scharfgeschnittenen, ehernen Schädel etwas geduckt vorstreckend, ein wenig schwerfällig und beklemmend: es wurde still. Er füllte alle Winkel mit sich aus. Er stand da, hässlich, brutal, gefährlich, mit kurzgeschorenen roten Haaren, die Hände in den Hosentaschen, und man fühlte: den bringt kein Teufel weg. Es war die enorme Lebendigkeit dieses Menschen, die Energie, die ihn befähigte, von Gelächter und Hohn überschüttet, sein ehernes Hoheslied auf die Menschlichkeit zu schaffen, die ihm auch diesen persönlichen Zauber verlieh. Bevor ich nicht gesehen habe, wie man ihn begräbt, kann ich seinen Tod nicht erfassen. Er gehörte mit Tolstoi und Strindberg zu den grossen Erziehern des neuen Europa.“